Der niederländischer Designer und Architekt Mart Stam war einer der ersten Direktoren der 1946 gegründeten Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Nach ihm sind die 1994 gegründete Mart Stam Gesellschaft und die mart stam stiftung für kunst + gestaltung benannt.
Mart Stam sah, wie andere Pioniere der Moderne, seine Tätigkeit stets in einem umfassenden gesellschaftlichen Zusammenhang. Sein Beharren auf der Gebrauchstauglichkeit der Dinge und der sozialen Verantwortung des Künstlers prägen bis heute die Kunsthochschule, an der grenzüberschreitendes Denken und Verantwortung für gesellschaftliche Fragestellungen zum Studium gehören.
Mart Stam wurde 1899 in den Niederlanden geboren und arbeitete zunächst als Zeichenlehrer in einem Architekturbüro in Rotterdam. 1922 ging er nach Berlin, wo er bei Hans Poelzig und Max Taut arbeitete. In Beiträgen europäischer Avantgardezeitschriften vertrat er funktionalistische und sozialethische Prinzipien des Bauens. 1927 konnte er in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung erstmals ein Reihenhaus nach seinen Ideen realisieren. Für dessen Inneneinrichtung entwickelte er einen hinterbeinlosen Stahlrohrstuhl, den berühmten »Freischwinger«. Von 1930 bis 1934 lebte Mart Stam in der Sowjetunion als Mitglied der Architektengruppe um Ernst May. 1935 kehrte er in die Niederlande zurück, gründete ein eigenes Architekturbüro und wurde 1939 Direktor des Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs, der späteren Rietveld-Akademie in Amsterdam. Mart Stam lebte seit 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone, später DDR, und war zunächst Rektor der Dresdner Akademie der Künste und der Hochschule für Werkkunst. Von 1950 an war er Direktor der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee, die er infolge der Formalismusdebatte bereits Ende 1952 aus politischen Gründen verlassen musste.
Seiner kurzen Amtszeit verdankt die Schule eine klare Struktur des Ausbildungssystems, die der Gliederung der Studiengänge am Bauhaus entlehnt ist. 1966 zog sich Mart Stam in die Schweiz zurück, wo er 1986 starb.