Seit 1997 prämiert die Mart Stam Gesellschaft jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten der weißensee kunsthochschule berlin. Studierende aller Fachrichtungen können sich um den Mart Stam Preis bewerben, die Entscheidung trifft eine aus externen Fachleuten und Mitgliedern der Mart Stam Gesellschaft zusammengesetzte Jury. Der Preis besteht in einer gemeinsamen Ausstellung und der Publikation eines zweisprachigen Katalogs.
Mart Stam Preis 2022

Milan Bergheim, Produkt-Design: re:wet/peat:lab
Die Abschlussarbeit des Produktdesigners Milan Bergheim macht uns auf die ökologische Bedeutung der Moore und Feuchtgebiete aufmerksam, die durch sinkende Grundwasserspiegel und landwirtschaftliche Nutzung austrocknen und in der Folge durch Oydationsprozesse große Mengen CO2 freisetzen: In Deutschland tragen die Moore so zu 7% aller CO2-Emissionen bei. Ein von Bergheim erdachtes und leicht zu verwendendes Messgerät soll Landwirten helfen, den Zustand ihrer Moore zu ermitteln und die Wiederbewässerung zu überwachen und zu steuern. Bergheim hat damit ein Hilfsmittel entworfen, das das Potential hat, einen bedeutenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten.

Kaja Busch, Mode-Design: no shame no gain
Inspiriert durch die Lektüren von Annie Ernaux und Didier Eribon unternimmt die Kaja Busch den Versuch, das gängige Konzept von Mode »gegen den Strich zu bürsten«: In Performances, in denen sie sich selbst oder andere Frauen in Textilien einnäht, stellt sie die individuellen Körper über die von der Modeindustrie zum Ideal erhobenen, angeblich perfekten Körper professioneller Models. Mit Hilfe dieser textilen «Körperabformungen« entstehen in einem zweiten Schritt Kleidungsstücke, mit denen die Designerin soziale und körperliche Schamerfahrungen visualisiert.

Ju Hyun Hwang, Visuelle Kommunikation: Not ok – Anti-Asiatischer Rassismus
Das Thema von Ju Hyun Hwangs Masterarbeit hat seinen Ursprung in eigenen leidvollen Erfahrungen, die sie und viele andere Menschen aus Asien während der Corona-Pandemie machen mussten: Sie wurden in der Öffentlichkeit beschimpft und für die Pandemie verantwortlich gemacht. Für Hwang war das der Anlass, den Vorurteilen des Westens gegenüber Asien auf den Grund zu gehen und einen umfangreichen Katalog visueller und verbaler Stereotypen zu erstellen. Auf Grundlage ihrer Recherche ist eine Serie von Plakate entstanden, die uns mit Denkmustern und Stereotypen konfrontieren, die in der westlichen Kultur tief verwurzelt sind.

Nina Plášková, Bildhauerei: Dialog der Eingelegten
Besuche in naturkundlichen Sammlungen mit ihren in Alkohol »eingelegten« Präparaten haben Plaskova zu unzähligen schnell skizzierten »Porträts« inspiriert, die wiederum den Grundstock eines Panoptikums bizarrer Wesen bilden, das Plaskova in einem riesigen Panorama vor uns ausbreitet. Im Grenzbereich zwischen Zeichnung und Malerei entwirft Plaskova eine innere Welt, die sich aus Alpträumen, antiken Mythen und Märchen speist.

Sabine Richter, Produkt-Design: Power to the Period – using menstrual blood to diagnose diseases
Die Produktdesignerin Sabine Richter hat das Konzept für ein Testkit entwickelt, das es Frauen erlaubt, die eigene Gesundheit zu überwachen, ohne dafür zur Ärztin zu gehen. Sie nutzt dafür die Menstruationsflüssigkeit, aus der sich verschiedene Biomarker ablesen lassen; sie gibt beispielsweise Auskunft über den Eisenwert des Bluts oder den Vitamin D-Wert. Für jeden Marker gibt es eine spezifische Kartusche, über ein Lesegerät werden die Ergebnisse auf das Smartphone übertragen und ermöglichen so den Benutzerinnen eine »selbsbestimmte Gesundheitsvorsorge«.

Alexandra Ruppert, Visuelle Kommunikation: Atlas of a Dream Volcano
Alexandra Ruppert führt seit langer Zeit Traumtagebücher und hat in ihrer Masterarbeit den Versuch unternommen, ihre Träume zu »kartografieren«. Sie identifiziert die wiederkehrenden Muster ihrer Träume (»I am unable to control the car«, »I am eating an animal«) und findet für diese Muster grafische Entsprechungen, die zeichnerisch zwischen wissenschaftlicher illustration und Comic angesiedelt sind. Daraus entwickelt sie ein Kompendium Ihrer Träume.

Vaia Tatopoulou, Textil- und Flächendesign &
Lorenz Willkomm, Visuelle Kommunikation: Hohlräume, Exhibiting Depression
Psychische Erkrankungen sind in unserer oft so exhibitionistischen Gesellschaft immer noch tabuisiert. Viele Menschen leiden unter Depressionen – über die eigenen Depressionen offen zu sprechen, ist in einer leistungsorientierten Welt jedoch riskant. Umso mutiger ist das Projekt von Tatopoulou und Lorenz Willkomm, die den Versuch machen, für ihre inneren Zustände eine künstlerische Form zu finden. Gemeinsam verwandeln sie eine private Wohnung in ein begehbares Gesamtkunstwerk und ermöglichen den Besucher/innen so einen intuitiven und sinnlichen Zugang zu einem Thema, das das Leben vieler Menschen bestimmt. Besichtigen können wir die Ausstellung von Tatopoulou und Willkomm mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille, die es uns erlaubt, durch die Räume zu gehen und die einzelnen Arbeiten aus der Nähe zu betrachten.

Jakob Wirth, Raumstrategien: Parasite Parking
Jakob Wirth hat im Rahmen der letzten Architekturbiennale in Chicago ein ungewöhnliches Projekt realisiert: Ein niedriger rechteckiger Block auf Rollen, in der Größe eines Autoparkplatzes, die Oberfläche betongrau, die Seiten verspiegelt, wird innerhalb einer Woche in den unterschiedlichsten Gegenden Chicagos dort geparkt, wo sonst Autos gegen Zahlung von Gebühren abgestellt werden. Wirths Objekt blockiert einen »kostbaren« Parkplatz und provoziert Ärger, aber auch Nachdenken über unseren Umgang mit öffentlichem Raum. Der Block lässt sich aber auch im Handumdrehen verwandeln: in einen Versammlungsort für Anwohner oder Obdachlose, in einen offen einsehbaren Wohnraum, in dem Wirth auch die Nächte verbracht hat.
Das Projekt wurde in Kooperation mit Alexander Sacharov umgesetzt.
Preisträger/innen 2021
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tensile hinges
Antonia Dönitz -
To The Bones
Ella Einhell -
Serviervorschlag
Judith Weber und Jade Mauduit -
Flowers (mixed)/Attached
Shona Stark -
Fau Kwa
Xiaolei Xu -
Der Weg zum Paradies
Oskar Zaumseil
Preisträger/innen 2020
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„Fotografie bedeutet für mich, Realität wie eine Farbe mit dem Pinsel aufzunehmen“
Victoria Pidust -
An keinem Ort sein
Annabell Haefner -
How to Call Your Future Kids
Cara Celine -
Grasping tools: the example of shears
Dominic Eger Domingos -
Revision
Lorenz Pasch -
Ich konnte da nicht bleiben. Chronik einer Flucht
Luise Spielhagen -
Exil
Sebastian Weise -
Workers around the Castle
Szuwei Wu
Preisträger/innen 2019
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Slow Rooms
Theresa Reiwer -
Pristine Retreat
Wenjing Hu -
The Trip
Nozomi Horibe -
Fisherman’s Fiend
Anne Bellinger & Joy Weinberger -
Triptychon der Retusche
Paula Carralero Bierzynska -
Add-Home
Anton Papenfuss -
Standard Ideal
Maria Jooyoung mit Steven Thelen