An keinem Ort sein

Annabell Häfner setzt sich malerisch mit Räumen auseinander. Dabei geht es ihr weniger um das Festhalten architektonischer Eigenarten, als die Atmosphäre eines Raumgefüges. Diese entwickelt sich aus dem Raum selbst, wie auch aus der persönlichen Stimmung des Verweilenden, die auf die angetroffenen Strukturen abfärbt.

Transiträume üben eine besondere Anziehungskraft auf die Künstlerin aus. Es sind Orte wie Hotels, die auf einen kurzen Aufenthalt ausgelegt sind: Anreisen, für einen Moment im Innern verweilen, erneut aufbrechen, dem eigentlichen Ziel entgegen. Das Verharren in ihnen wird zum Zwischenraum, zur Leerstelle im persönlichen Zeitlauf, in der Vergangenes und Zukünftiges ausgesetzt sind. So werden Transiträume zu Räumen des Innehaltens, der Reflexion des eigenen Selbst und der momentanen Befindlichkeit.

Farbe ist in Häfners Malereien von wesentlicher Bedeutung. Sie ist mehr als ein Mittel zur Beschreibung konkreter Gegenstände, dient sie doch vor allem der Vermittlung von Stimmungen und Empfindungen. So werden Räume stets nur angedeutet dargestellt. Sie beziehen sich auf einen von der Künstlerin selbst erfahrenen, konkreten Ort. Ihre Bilder folgen einem dort durchlebten Gefühl und leiten dieses ins farbige, malerisch Unkonkrete. Die intensiven Farbflächen verdichten sich dieserart zur fühlbaren Atmosphäre.

Häfners Bilder sind intime Äußerungen, Malereien voll individueller Erfahrungen, in denen der Betrachter versinken und seine eigenen wiederfinden kann.

Text von Julia Kochanek (gekürzt)

Annabell Häfner ist in Troisdorf, Nähe Bonn, geboren. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie hat an der Kunsthochschule Berlin Weißensee studiert und war an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. Häfner ist viel auf Reisen, hat bereits an zahlreichen Bahnhöfen, Flughäfen und in Hotels Wartezeiten durchlebt. Ihre Beobachtungen verarbeitet sie in ihren Malereien.

Kontakt: annabellhaefner@gmail.com